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Mein Weg

Posted by Tim E. on Mittwoch, Oktober 28, 2009
Hey, wie läuft es eigentlich momentan? Wie ist das Studium? hast du Spaß in Lübeck?
Ausnahmsweise hatte ich mal vor, mein Leben ein wenig zu planen. Dass ich zwar erst am Vortag vor Abgabe der Facharbeit mit selbiger angefangen habe - und sie trotzdem ein Erfolg war - sollte mir nicht unbedingt wieder vorkommen. Also habe ich mich eigentlich recht zeitig um ein Informatikstudium beworben. Zwar nur an der Universität Lübeck, und nicht noch wo anders, aber immerhin.

Und so lagen auf meinem Schreibtisch, neben meiner Tastatur, die Unterlagen der Uni, lediglich die Semester- und Einschreibegebühr galt es noch zu entrichten.
Die Wohnungssuche war schon etwas verspätet angesetzt und auch noch nicht so wirklich fortgeschritten, doch ich war dabei. Hatte einen Plan. Den Plan, in einer wunderschönen Stadt zu studieren.

Und dann hat meine beste Freundin angerufen und mich auf mein leichtes Geseufze, dass ich doch viel lieber Gamedesign oder Digital Film studieren möchte, gefragt, warum ich das denn nicht probieren würde.

Und nur 3 Stunden später setzte ich mich an eine der längsten Mails, die ich je geschrieben habe - 1 1/2 Stunden tippte ich unaufhaltsam alles, was mich betraf, in eine E-Mail an eine der Kontaktpersonen des Studiengangs Gamedesign der md.h Berlin.
Und ich legte alles dar, wer ich bin, wann ich wo wie zur Schle gegangen bin, was ich studieren möchte, dass ich schon einen Studienplatz habe, aber mir nicht sicher sei, dass die Finanzierung schwierig wäre...

und dann stürzte Firefox einfach mal ab.

Und die E-Mail, Bildschirmlänge um Bildschirmlänge lang, war verloren, nicht gespeichert außerdem, da es Firefox zu Beginn der Session nicht geschafft hatte, eine anständige Internetverbindung aufzubauen.
Das ist übrigens einer der Gründe, warum ich nicht mehr Firefox benutzen werde. Jedenfalls so lange, bis das Mistprogramm nicht mehr alle 12 Minuten abschmiert. Aber egal.

Die nächsten 1 1/2 Stunden verbrachte ich mit einer Mischung aus Wut, Zorn und dem Rekonstruieren der E-Mail, um sie schließlich (gespeichert in 2 verschiedenen Dokumenten) doch abzuschicken - und für ein Bewerbungsgespräch und einen Eignungstest nach Berlin eingeladen zu werden.

Und so pilgerte ich in der folgenden Woche nach Berlin, nachdem mir meine liebste Musiklehrerin zu einer Unterkunft verholfen hatte, die sich als total klasse erwies und meine Erwartungen übertraf. Die Geschichte der Unterkunftssuche ist übrigens noch eine andere...
Zwar musste ich knapp 7 Stunden Zug fahren, um nicht 120 Euro bezahlen zu müssen, doch war mir das irgendwie recht. Denn auch das Wetter war gut. Aber naja.

So fuhr ich mit der S- und U-Bahn quer durch Berlin, verpasste einen Ausstieg, suchte mich durch irgendwelche Straßen und stieß schließlich auf ein recht großes Gebäude. Ein altes Gemäuer (römisch, gotisch, katholisch, septisch? Ich hab keine Ahnung von Baustilen), teils mit Efeu bewachsen, andererorts matt in der Sonne glänzend, präsentierte sich vor meinen entzückten Augen und mir wurde angesichts der kleinen Straße mit der üppigen Baumbepflanzung ganz warm ums Herz.
Und wie es Murphy will, fiel mein Blick auf die Hausnummer des Gebäudeblocks - und die der md.h meines Routenzettels. Mir war innerlich irgendwie schon klar gewesen, dass es sich bei diesem schönen Gebäude um das jüdische Museum handeln müsse, das direkt neben der Uni sein sollte.

Umso erfreuter war ich, ein einziges Mal in meinem Leben nicht um das Große, Tolle herumgehen und eine kleine, winzige, verstaubte Bude entdecken zu müssen - nein, die Uni war und ist tatsächlich in dem schönen Gebäudekomplex, der sich zuallererst meinen Augen darbot!

Und als ich, wie von Federn getragen, die Eingangshalle beschritt, an die Informationstafel schaute, entdeckte, dass sich die md.h nur im vierten Stock eingenistet hatte, laut auflachte, nach der Treppe suchte, nur einen Aufzug fand, diesen benutzte und aus einer Säule im vierten Stock ausstiegt, vor der sich ein Raum, einer Arztpraxisempfangszentrale gleich, erstreckte, wusste ich - ich war am richtigen Ort.
Hell - aber nicht zu hell - schien die Sonne durch die Fenster, kunstvolle Skulpturen räkelten sich in den Ecken der Räume, Computer surrten und rochen verführerisch unter der Volllast und ein nettes Fräulein nahm mich am Empfang auf.

Und so lernte ich meine Kontaktperson persönlich kennen, führte ein tolles Bewerbungsgespräch, schaute mir die Räumlichkeiten genaustens an und schrieb schließlich den Eignungstest des Studiengangs Gamedesign, dessen Ergebnis ich 3 Tage später während eines Gassi-Gangs per Mobiltelefongespräch mitgeteilt bekam.


Bestanden. Aufnahme in das Studium: So bald wie möglich. Sonst noch was? Sie freuen sich auf mein Kommen.


Es bleibt immer noch die Frage nach der Finanzierung. Die Anmeldefrist für ein Stipendium hatte ich gut um 4 Monate verpasst. Und so beschloss ich, mir ein Jahr frei zu nehmen und mich anschließend rechtzeitig um ein Stipendium zu bewerben.

Was ich jetzt mache? Ich suche einen Job. Eine Arbeit. Eine bezahlte Tätigkeit, der ich nachgehen kann, die meinen Alltag regelt und mir vielleicht die Möglichkeit gibt, ein Laptop zu finanzieren. Nach 6 Jahren sei es meinem Rechner schon erlaubt, ein wenig zu schwächeln.

Und sonst?
Ich mache das, was ich immer tue. Programmieren. Malen. Chatten. Filme gucken, Klavier spielen.
Und von Zeit zu Zeit besuche ich auch Freunde, oder diese besuchen mich.

Und wenn ich in einem Jahr anfange, in unserer Hauptstadt zu studieren, dann werde ich wieder in einer WG wohnen, mit Freunden zusammen sein, mein Gehirn anstrengen und viel, viel Spaß haben.

Da freue ich mich drauf.

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Digitales Geld. Sicher? Sinnvoll?

Posted by Tim E. on Mittwoch, Oktober 07, 2009
Ein fast jeder dieser Leser wird wohl ein eigenes Bankkonto - oder zumindest davon gehört - haben.

Nun, ein Bankkonto ist ja prinzipiell und sehr grob betrachtet eine Sammelstelle für Geld. Jedoch werden nicht kleine Scheinchen durch die Rohre gepresst, sondern nur der Wert des Geldes gespeichert. Und dieses digitale Geld ist dann, so versprechen uns Bank und sehr viele Unternehmen, "überall abruf- und abhebbar".

Grundlegend gibt es auf eine Aussage keine Antwort. Jedoch erlaube ich mir an dieser Stelle, eine Antwort (oder zumindest einen Kommentar) zu der obigen Aussage abzugeben: "Nein."

In der Tat ist das mit diesem digitalen bei Weitem nicht so rosig, wie einem vorgegaukelt wird.

So erwachte ich eines Morgens bei meiner besten Freundin, schaute auf die Uhr und hetzte zum Bahnhof, um meinen Zug in Richtung Heimatstadt zu erwischen. Und als ich dann nach 2 Stunden in einem nicht weiter bekannten, von mir auf 700 Einwohner geschätzten Dorf ankam, knurrte mein Magen mit einer solchen Lautstärke, dass Hunde mit eingekniffenem Schwanz vor mir das Weite suchten und Passanten mich erschreckt anstarrtet. Ich bin übrigens sicher, dass der Mann in feschen Tarnmusterklamotten seine Waffe auf mich gerichtet hätte, wäre er nicht gerade außerdienstlich und unbewaffnet.

Dass ich in diesem Dörfchen keinen einzigen Laden fand, der auch nur den Krümel eines guten Stückchen Nahrung anbot, muss ich wohl kaum sagen. Und so wartete ich grummelnd und brummelnd am Bahnhof auf den nächsten Zug in Richtung Zuhause, stieg ein und wurde knapp 40 Minuten später im Bremer Hauptbahnhof rausgeschmissen.

Bremen. Große Stadt. 1 Stunde Aufenthalt. Das sollte doch für eine Fressorgie mittleren Ausmaßes reichen.

Es gab nur ein einziges Problem: Ich hatte überhaupt kein Bargeld bei mir. Nagut, vielleicht 35 Eurocent, aber damit kommt man bekanntermaßen nicht sonderlich weit. Selbst die Bäcker verdrehen bei solchen Quantitäten an Barem die Augen und pfeifen nach den Sicherheitsbeauftragten. Doch ist meine Wenigkeit Besitzer einer Geldkarte der Sparkasse, auf der wohl genug Geld in digitaler Form schlummern sollte.

So zückte ich das Stückchen Plastik und schritt, große Bögen um starke Magneten machend, auf den nächsten Fast-Food-Laden zu, der sich meinem Auge anbot.

Burger King. Nicht meine liebste Wahl, aber gut genug.
Also rein in den Laden, brav angestellt und schließlich, als ich an der Reihe war, meine Bestellung aufgegeben. Mich umschauend stellte ich endend nebensächlich die Frage "Kann ich an dieser Kasse mit Karte bezahlen?", während meine Augen schon auf dem Apparat vor mir ruhten, als es plötzlich unangenehm ruhig um mich wurde.

Und als sogar das nervig penetrante Piepen der Friteuse verblich, schaute ich langsam auf, direkt in die entsetzten Augen der starr gewordenen Angestellten. Und nicht nur sie, scheinbar der ganze Laden hatte seine Augen (in den meisten Fällen zwei an der Zahl) auf mich gerichtet, als wäre ich ein Gesuchter und Verachteter.

"Tut mir Leid, hier können Sie nicht mit Karte bezahlen", waren die eiskalten Worte, die die Frau im Königsoutfit mir entgegenzischte.

"Aber..." waren meine Worte und mein rechter Zeigefinger deutete auf das EC-Lesegerät der Kasse, doch sie unterbrach mich im Ansatz.

"KEINE EC-Abbuchung. Der Nächste!?"

Ich nickte resignierend und machte Platz für die gehobenere Schicht. Die mit dem Bargeld. Burger King war sowieso noch nie so toll gewesen. Idioten. Aber es gibt ja auch noch andere Schnellimbissrestaurants in diesem Lande. Oder dieser Stadt.

McDonalds war die nächste Anlaufstelle. Etwas außerhalb des Bahnhofs, nachdem ich zwei Straßen überquert hatte, präsentierte es sich in der Sonne räkelnd und nur auf mich wartend.
Wie in König zog in bei Donalds ein, stellte mich brav an und zückte mein bargeldloses Zahlungsmittel.

Der Tritt des Verkäufers, der mich auf die Straße beförderte, tat nicht minder weh als der Hass, den mir das Restaurant entgegenspie.

"Lass dich hier nie wieder blicken, Abschaum!", waren, so glaube ich, seine letzten Worte.
Ich rappelte mich auf und sammelte meine Reisegegenstände zusammen, die bei meinem Fluge verloren gegangen waren.
"Ey, haste ein bisschen Wechselgeld für mich?", fragte eine schöne Punkette, die auf dem Gehweg neben ihrem Hund saß.
"Tut mir Leid, ich hab nur EC-Karte", war meine Antwort.
"Hm, das ist schlecht", meinte sie.
"In der Tat", waren meine letzten, gemurmelten Worte, als ich mich in Richtung Bahnhof davonschlich.

Burger King, McDonalds - pa, alles Lappen! Keine Geschäfte mit Courage - oder zumindest dem Wissen, wie man ein EC-Kartenlesegerät bedient! Mit solch einem Abschaum der Gesellschaft wollte ich nichts zu tun haben. Und McDonalds war sowieso noch nie mein Favorit gewesen.
Mir war sowieso eher nach etwas nahrhaftem, das auch ein bisschen im Magen verbleibt und nicht gleich vom Körper absorbiert wird und noch mehr Hunger hinterlässt, als vorher bestand.

Subway. Erste Wahl.

Ich lunzte um die Ecke, in das Lokal. Eine Person bestellte gerade, ansonsten war nur die Angestellte anwesend. Perfekt. EC-Lesegerät? Vorhanden. Also los.

Erhobenen Hauptes stolzierte ich herein, stellte mich an, eruierte die Möglichkeiten meines Subs und lächelte, als ich schließlich an der Reihe war, die Frau nett an. Sie lächelte zurück. Ob ich mit Karte zahlen könnte, war meine Frage, nebensächlich, aber vernehmbar. Ihr Lächeln erstarb.
Sie entschuldigte sich, sie könne keine EC-Karten entgegennehmen. Ich deutete auf das Lesegerät und schrie ihr fast die Bezeichnung des Apparates ins Gesicht.

Sie war knapp einen Kopf kleiner und schaute mich traurig an. Es tue ihr Leid, und sie wiederholte sich, sie könne keine Kartenzahlung annehmen.

Ich schaute mich um, versuchte es auf die Mitleidstour, winselte, bemerkte, dass keiner außer uns beiden anwesend sei, dass das doch auch Geld sei, aber sie ließ mich nicht mit meiner verfluchten Karte bezahlen. Ob sie nicht fähig war, mit dem Ding umzugehen oder es ihr nicht erlaubt war - das verschwieg sie mir.

Draußen, in der Bahnhofshalle, nahm ich zum ersten Mal meine EC-Karte unter die Lupe. Irgendwelche Hörner, die die diabolischen Taten erklären würden, fand ich nicht.

Ich probierte es gar nicht erst bei einem Bäcker oder bei einem Fischbrötchenstand.


Digitales Geld ist verhasst und verpönt. Und obwohl ich knurrenden Magens noch weitere 2 Stunden warten musste, kann ich die Leute jetzt, knapp 2 Wochen nachdem Vorfall, verstehen. Warum? Weil ich Geld nach Österreich überweisen wollte.


Es begab sich, dass meiner Schwester, wie 99% aller anderen Besitzer dieses Planeten auch, das rechte Schanier ihres Nintendo DS Lite durchbrach. Grund dafür? Die Kraft der Federung, in dem rechten Schanier enthalten, muss von einer dünnen Plastikschicht gehalten werden, die einfach irgendwann nachgibt. Materialermüdung. Nintendo interessiert das nicht wirklich.
Jedenfalls bestellte ich im Internet auf einer Webseite eines Österreichers ein neues Gehäuse und einen passenden Schraubendreher - und fotografierte seine Kontodaten mit meinem Handy, um anschließend den anfallenden Betrag bei meiner Bank zu überweisen.

Irgendwie war mir schon vorher klar, dass das nicht so einfach klappen könne. Irgendwie wäre das zu einfach gewesen - einfach 1 Stunde im Internet suchen, ein komplettes Ersatzgehäuse für knapp 16 Euro bestellen und das dann auch noch in 4 Tagen liefern zu lassen - in der Tat ergab sich in der Transaktion ein kleines Problemchen: Die Kontonummer meines Empfängers ist 11 Stellen lang - der Automat und auch der Schein nehmen nur 10 Stellen an.

Als ich also krampfhaft probierte, dem Aparillo die 11. Stelle der Nummer einzuhämmern, öffnete sich hinter dem Dialog ein kleines Konsolenfenster, das jeder Benutzer kennt, der schon einmal auf seinem PC die Windows-Taste und gleichzeitig "r" gedrückt hat und schließlich den Befehl "cmd" ausführte.

Ich, als verspieltes Subjekt, richtete meine Aufmerksamkeit auf diesen Dialog. Irgendein Programm in D:\finanzit\sys\Radia\Client hatte Fehler verursacht, das Programm war irgendwie in eine Warteschleife geraten und offenbarte mir das kleine Konsolenfenster, das wohl eigentlich nicht zugänglich sein sollte.
Ich klickte also das Konsolenfenster an und gab, nur aus reinem Interesse, den Befehl shutdown -s (fährt wohl den Computer herunter) ein - leider ohne Erfolg. Da ein Prozess am Laufen war, konnte ich nichts machen - außer den Prozess abzubrechen. Nachdem ich jedoch vergeblich die Strg-Taste auf der Tastatur des Automaten gesucht hatte, seufzte ich leise und klickte wieder auf das Dialogfenster der Kontonummer - nur, damit sich am unteren Bildschirmrand die Taskleiste des Betriebssystems Windows XP einblendete (übrigens nicht im normalen Blau, sondern Silber!).

Ich schaute kurz verwirrt. Das Programm, das unser Geld verwaltet läuft auf stinknormalen Windows-Rechnern? Ein Seufzen entfuhr mir, als ich auf den Startbutton klickte.

Leider erinner ich mich nicht daran, ob ich daneben geklickt habe oder der Fokus wieder gewechselt wurde, jedenfalls hatte ich auf einmal nur noch das normale Überweisungsprogramm auf dem Schirm.

Einziger Unterschied: Der rote, große Kästchen mit der weißen Schrift: "Dieses Gerät ist zur Zeit außer Betrieb!"


Schmunzelnd verließ ich die Filiale. Doch die eigentliche Frage, die sich mir stellte, war: Was hätte ich alles tun können, hätte ich es geschafft, die Bildschirmtastatur zu öffnen? Was hätte ich erreichen können, hätte ich die Prozesse alle abschießen können?


Irgendwie kommt mir das Banksystem nicht mehr sonderlich sicher vor. Und genau das ist der Grund, warum ich langsam verstehe, warum die Fast-Food-Ketten kein digitales Geld haben wollen.
Oder sie wissen wirklich einfach nicht, wie man die verdammten Geräte bedient.

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