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Zwei mal in der Woche verkaufe ich meinen Körper.

Posted by Tim E. on Montag, Januar 26, 2009
Zwei mal in der Woche verkaufe ich meinen Körper.

Um gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: Nein, ich prostituiere mich nicht. Auch wenn ich nicht bestreite, dass es eine Menge Geld einbringt, nimmt man nicht Unmengen von Drogen oder muss 70% an jemanden abtreten.

Tatsächlich verkaufe ich gar nicht meinen Körper, vielmehr Teile von ihm, noch genauer gesagt: Flüssigkeiten.

Und wieder muss ich das Antriebsmittel des Schiffes rauben (ich nehme an, dass wir mit einem Motor versuchen voranzukommen, jetzt wo der Wind fehlt!?), also den Sprit, denn es ist auch nicht Sperma, das ich in einer hiesigen Anlage gebe um irgendwelchen Frauen, die ich nicht kenne, den lang ersehnten Kindertraum zu ermöglichen.

In der Tat gehöre ich zu jenen Personen, die Blutplasma spenden. Einerseits, weil die Aufwandsentschädigung mein Taschengeld aufbessert, andererseits, weil es ein guter, sozialer Beitrag in unserer Gesellschaft ist.

Wusstet ihr, dass ein Bluter monatlich Blutplasma (oder das Mittel, das daraus gewonnen werden kann) von insgesamt 200 Spendern verbrauchen kann?

Nun, beim letzten Satz bin ich mir nicht ganz der Richtigkeit bewusst, ich habe es eher irgendwo aufgeschnappt als gelesen, sodass ich auch nicht weiß, ob es sich bei der 200 um einmalige Spenden handelt oder mehrmalige im Monat.


Fakt ist zumindest: Ich spende 2 mal in der Woche Blut, lasse es zentrifugieren und wieder in meinen Körper pumpen. Und dieser Prozess geschieht so häufig (in der Regel 5 Male), bis ich ~750 ml Blutplasma in einem Plastikgefäß neben mir abgefüllt sehe.

"Bekommt man da nicht eine riesige Kanüle von einem Durchmesser eines halben Zentimeters in den Arm gerammt?"
Das ist so nicht richtig. Es sind 0,7 cm Durchmesser.


Quatsch, das Ding ist maximal 2 mm breit und der Stich tut nicht mehr weh als eine handelsübliche Impfung. Bei den Meisten werden sich nun die Haare sträuben und sie werden winseln und jammern, doch muss ich sagen, dass die letzte Impfung, an die ich mich erinnern kann, wesentlich schmerzhafter war als die Stiche in meine Armbeugen, die die netten Krankenschwestern/Arzthelferinnen (ich weiß es nicht) vornehmen.
In der Tat gewöhnt man sich auch langsam an den Schmerz, dieses schleifende Pieken (eine bessere Beschreibung fällt mir nicht ein), sodass man nur noch kurz zuckt, mit dem Gedanken "Aah, so fühlte sich das an. Ich erinnere mich." im Kopfe.

Ich kann es zwar immer noch nicht mit ansehen, wenn ich punktiert werde, doch danach ist es irgendwie... witzig mit anzusehen, wie der Schlauch mit dem Blut in die Maschine führt, sich dort Rädchen drehen und Dinge blubbern und Flüssigkeiten vermischt werden (beispielsweise Blut und NaCl), aber auch kleine Displaymännchen hüpfen und anzeigen, was gerade mit mir passiert.

Und sieht man mal von dem blauen Fleck mit der Größe des Umfangs eines Apfels ab, den ich nach meiner zweiten Spende hatte: Mir geht es gut. Solch Schwierigkeiten sind mir bis dato nicht wieder passiert.


Einige kellnern, andere räumen Regale bei Edeka ein, wieder andere reißen Eintrittskarten in Discos ab. Ich spende Blutplasma. Und ich muss sagen, dass ich ein wenig stolz bin, anderen Menschen zu helfen. Ja, das bin ich.

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