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Uwe Tellkamp - Oder: Der Glückspilz im Schlafrock
Posted by Tim E.
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Mittwoch, April 08, 2009
Fast jeder Schüler, der in den nächsten Wochen Abitur machen wird, kennt ihn.
Auch andere Jugendliche, die nicht mit verschlossenen Ohren durch die Welt rennen, erinnern sich an seinen Namen.
Erwachsene sowieso. Obwohl nicht alle wissen, um wen es sich dreht. Deutschlehrer, zum Beispiel, wissen Bescheid. Oder einfach solche, die mindestens ein halbes Auge auf die postmoderne Literatur dieser Tage und Jahre werfen.
Klar, die Überschrift haben wahrscheinlich alle gelesen, es geht um Uwe Tellkamp, Revolutionär und vielfach ausgezeichneten, hochgelobten, gepriesenen und vom Papst wahrscheinlich auch noch gesegneten Wandler zwischen den Staaten der Unverständlichkeit.
Geboren im sächselnden Dresden und heute ein paar Ecken weiter unten, nämlich im blubbernden baden-württembergischen Freiburg lebend, publiziert dieser Arzt von Zeit zu Zeit Texte, die die Welt revolutionieren.
Zumindest die deutsche Welt.
Und wenn seine Texte das nicht tun, treiben sie Schüler, Jugendliche mit offenen Ohren sowie erwachsene (na, ich schreib mal lieber "ältere") Menschen in den Wahnsinn. Ganz schnell und einfach so.
"Warum so böse Worte, der Mann weiß, wovon er spricht (oder sollte ich "schreibt" sagen?)! Der Mann hat studiert!!"
Ja, studiert hat er. Medizin. Nachdem er im Knast saß, weil er Dienstverweigerer war. Und alles drei, der Knast, der Bund oder die Medizin wären besser für mich (uns) gewesen, als das, was er heute produziert. Aber ich möchte nicht unhöflich sein und mit meiner misepetrigen Laune polarisieren und um mich werfen wie mit vollgeschnupften Taschentüchern (und davon habe ich gerade sehr, seeehr viele (A.d.A.: Heuschnupfensaison. Yeehay!)). Also.
Man darf sich das Ganze folgendermaßen vorstellen: Klein-Uwe sitzt bei sich daheim, eigentlich ist er gar nicht mal mehr so klein, jedenfalls kann er schon prima auf sein Töpfchen gehen und mit Messer und Gabel essen, doch kleckert er ab und an noch und wenn er Hausaufgaben machen soll, pfuscht er, jedenfalls sitzt er da und hat einen Füllfederhalter in der Hand, links, oder in der Rechten, man weiß es nicht genau, ist ja auch egal, denn er versucht ja zu schreiben, nicht einfach irgendetwas, sondern einen Text, der die Menschheit revoluzinieren soll, schon viele Texte hat er gelesen, postmodern stand drüber, einfach waren sie alle, gemischt unter den Gattungen, die ihm offenbart wurden, viele postmoderne Autoren haben schon die wirrwitzigsten Stilmittel der letzten 500 Jahre genommen und in einen Topf geworfen, viel wirrer Kram wurde schon geboren - doch Uwe reicht das noch nicht, er will etwas besseres, er will neues, also setzt er den Füller an,
der Kopf ist nicht so wie die anderen Organe, der arbeitet anders, sagt Frau Schnabel, sie ist Biologielehrerin schon seit mindestens 50 Jahren, jedenfalls glaubt Uwe das, wenn er sich die faltigen Fettwülste ihres aufgedunsenen Nackens anschaut und dabei die kleinen Schweißperlchen beobachtet, die sachte schlängelnd dahinschmelzen und sich um Haar und Haar winden, den Weg suchen gemäß der Schwerkraft (Formelzeichen g oder G oder P oder was auch immer, ist das nicht irrelevant?) und schließlich mit einem plumps,
der Tintenklecks war schon entstanden, einfach und imposant leuchtet er, jedoch in seiner Leuchtkraft wie ein phosphoreszierender Körper abnehmend, das anfänglich sich in dem Kleks spiegelnde Gesicht von Uwe ist verzerrt als stünde er unter Schlägen,
die Hand fährt wieder in seine Haare, stürzt auf seinen Kopf, lässt der Energie freien Lauf und bewirkt das Klatschen, das man in der ganzen Klasse hören kann, Frau Schnabel schimpft keuchend, ächzend presst sie die Worte zwischen ihren fetten Lippen hervor, die Uwe niemals verstehen wird, das Gehirn spricht seine eigene Sprache, niemand kann sie aufschreiben, niemand anderes als man selbst kann sie verstehen,
die Sprache ist nur ein Hilfsmittel, sie umschreibt nur Gegenstände, sie ist nicht der Gegenstand, man sieht dies schnell an der Tatsache, dass Gegenstände die gleichen, ja fast selben Bezeichnungen haben können, jedoch auch manche Bezeichnungen mehrere Gegenstände beschreiben, Sprache ist also nur ein Ersatzmittel oder Hilfsmittel, um die Wirklichkeit zu beschreiben,
doch was in dem Kopf der Menschen vorgeht, ist seine eigene Wirklichkeit, Cogito ergo sum, ich denke also bin ich, Descartes, ist es also so leicht, die Wirklichkeit herzustellen, was ist die Wirklichkeit, er stützt sich bei diesen Worten auf die Lehne seines Lehrerstuhls, die im Philosophieraum sind irgendwie bequemer als die anderen Sessel - oder Stühle? man weiß es nicht genau, einige sind irgendwie ein Mischung aus beidem,
der Kleks mischt sich mit der tintenlösenden Mixtur aus dem weißen Stifte und ist nicht mehr zu sehen, doch Uwe weiß nichts mehr aus der Schule, er gilt als schlechter Schüler und deshalb beginn er den komplett bekloppten Versuch, die Gedanken, die ihn umgeben, in einer Sprache wiederzugeben, möglichst so, wie Gedanken sind, er macht sich erst gar nicht die Mühe, richtige Satzkonstrukte zu erstellen, ein Komma ist ein Komma, ein Komma ist ein Punkt mit einem Häkchen, Punkt oder Komma, ist doch egal, Uwe schreibt, schreibt, schreibt, ohne Punkt, Kommas lassen sich schneller schmieren, seine Gedanken, sie sind so wichtig, dass er nicht einen einfachen Satz bilden kann und so schreibt er sie alle auf, alle Eindrücke, alle Gedanken, alles hintereinander (man darf Gott danken, dass Uwe wenigstens Absätze benutzt hat), zu lesen ist das Ganze zwar nicht mehr, aber scheiß drauf, ich bin toll, ich habe ein neues Stilmittel entdeckt,
Ei der Daus, sprach der Orville zu seinem Bruder Wilbur Wright, als sie wieder einmal mit einem Luftschiff durch die Welt düsen, wir haben etwas neues entdeckt, leider ist ein Loch im Tank und wir haben ein Leck, ich weiß, sagt Wilbur, wir stürzen ab, die Geschichte ist hier wohl
aus.
Auch meine Rage findet einmal ihre Ruh. Ich weiß noch, wie man Sätze bauen kann und darf. Es ist gar nicht mal so schwierig! Ein paar einfache Grammatikregeln, meist lediglich Subjekt, Prädikat, Objekt müssen eingehalten werden - voilá!
Die Kuh macht "Muh".
Das Auto ist rot.
Fu ruft Fara.
Einfache Sätze, einfache Texte. "Billig", mag jetzt von einigen Klugscheißern kommen - doch halt!
Habt ihr die drei Beispielsätze verstanden? Ich für meinen Teil schon. Und jetzt betrachten wir noch einmal den Tellkamptext. (Ich spreche übrigens gerade und die ganze Zeit schon von "Der Schlaf in den Uhren").
Okay, nach dem dritten Lesen habe ich den Text auch zum größten Teil verstanden. Doch ich - ich bin vielleicht eine Ausnahme. Nicht jeder hat so ein gutes Textverständnis. Eingige brauchen fünf Durchläufe, andere (arme) Seelen gar zehn. Und wieder andere Leute verstehen den Text selbst nach dem einhundertsten Lesen nicht!
Meine Frage an die versammelte Menschheit (die mein Blog liest und sich bis hier durch den Buchstabensalat gekämpft hat) ist: Was bringt ein Text, in irgendeiner Art und Weise veröffentlicht, wenn man ihn nicht versteht?
Was ist der Sinn meines Blogs, wenn ihn keiner versteht?
Ich schreibe nicht für mich. Und wenn ich für mich schreibe, behalte ich es in meiner Schublade. Bei mir. Nicht für die Augen anderer bestimmt.
Doch ein Text, der veröffentlich wird? Es ist nicht die Schwierigkeit, die man haben muss, um den Text zu verstehen, die den Text gut macht.
Was ich damit sagen will, ist, dass ein (in meinen Augen - und jaaa, ich bin nicht unfehlbar und unglaublich erkennend und wissend) Text durch seine einfache Verständlichkeit und dennoch einer fantastischen Informationsdichte, auf welcher Ebene auch immer, gut wird.
Ich lese es, ich verstehe es - was will ich mehr? Was will der Autor mehr? Ein Ziel des Autors ist es vielleicht, verstanden zu werden. Oder ist es das Hauptziel? Was bringt (mir) dieser Blogeintrag, wenn ihr, meine treuen Leser, ihn nicht versteht? Ganz einfach:
Nichts.
Denn ich schreibe dies hier nicht für mich.
Fazit:
Sehr geehrter Herr Tellkamp. In den letzten drei Worten vor dem Punkt (das ist das runde Ding) habe ich drei Male Doppelbuchstaben verwendet. In meinem Kopf schwirren noch ca. 30.000 Kommas, die eingesetzt werden wollen. Und doch kann ich diesen Drang unterdrücken. Auch den, total irrelevante Informationen in meinen Text einzubauen (oder doch nicht?).
Ihr Text ist nicht schlecht, nicht anspruchslos. Sie haben viele Ebenen benutzt, eine ansehnliche Menge an Informationen vermittelt, sogar noch vieles mehr. Nein, anspruchslos ist Ihr Text nicht.
Aber falsch.
Man schreibt keinen Text so bescheuert, dass man sich einen Knoten in den Kopf machen muss, um ihn zu verstehen! Ihre Kugel ist etwa 50 Millionen astronomische Einheiten am Ziel vorbeigeschossen und im Sumpf versunken. Lesen Sie noch einmal Kinderbücher. Dann erfahren Sie, was verständlicher Stil ist. Und wo wir schon einmal dabei sind: Lesen Sie die Bücher laut. Denn das Vorlesen ist nicht ihre Stärke. Überhaupt nicht. Sowieso hatten Sie einfach sehr, sehr viel Glück.
Denn es gibt immer Menschen auf der Welt, die einen wirren Geschmack haben. Vielleicht haben die sich aber auch nur an einer Pizza verbannt. Oder an einer Wurst im Schlafrock, direkt vom Grill? Und dann sind da noch solche, die sich Dinge nur einbilden. Zum Beispiel einen grandiosen Schreibstil. Doch mit Können haben Ihre Texte nicht viel am Hut.
Und so bleiben Sie im Endeffekt wahrlich nur der Trüber der Geschmäcker - der Glückspilz im Schlafrock.
A.d.A.: Und Sie, lieber Blogbetrachter, lesen Sie auch: Wie man einen Landesbeauftragten und seine Kollegen auf der Suche nach einem Text für das Deutschabitur rechtzeitig erschießt.
Auch andere Jugendliche, die nicht mit verschlossenen Ohren durch die Welt rennen, erinnern sich an seinen Namen.
Erwachsene sowieso. Obwohl nicht alle wissen, um wen es sich dreht. Deutschlehrer, zum Beispiel, wissen Bescheid. Oder einfach solche, die mindestens ein halbes Auge auf die postmoderne Literatur dieser Tage und Jahre werfen.
Klar, die Überschrift haben wahrscheinlich alle gelesen, es geht um Uwe Tellkamp, Revolutionär und vielfach ausgezeichneten, hochgelobten, gepriesenen und vom Papst wahrscheinlich auch noch gesegneten Wandler zwischen den Staaten der Unverständlichkeit.
Geboren im sächselnden Dresden und heute ein paar Ecken weiter unten, nämlich im blubbernden baden-württembergischen Freiburg lebend, publiziert dieser Arzt von Zeit zu Zeit Texte, die die Welt revolutionieren.
Zumindest die deutsche Welt.
Und wenn seine Texte das nicht tun, treiben sie Schüler, Jugendliche mit offenen Ohren sowie erwachsene (na, ich schreib mal lieber "ältere") Menschen in den Wahnsinn. Ganz schnell und einfach so.
"Warum so böse Worte, der Mann weiß, wovon er spricht (oder sollte ich "schreibt" sagen?)! Der Mann hat studiert!!"
Ja, studiert hat er. Medizin. Nachdem er im Knast saß, weil er Dienstverweigerer war. Und alles drei, der Knast, der Bund oder die Medizin wären besser für mich (uns) gewesen, als das, was er heute produziert. Aber ich möchte nicht unhöflich sein und mit meiner misepetrigen Laune polarisieren und um mich werfen wie mit vollgeschnupften Taschentüchern (und davon habe ich gerade sehr, seeehr viele (A.d.A.: Heuschnupfensaison. Yeehay!)). Also.
Man darf sich das Ganze folgendermaßen vorstellen: Klein-Uwe sitzt bei sich daheim, eigentlich ist er gar nicht mal mehr so klein, jedenfalls kann er schon prima auf sein Töpfchen gehen und mit Messer und Gabel essen, doch kleckert er ab und an noch und wenn er Hausaufgaben machen soll, pfuscht er, jedenfalls sitzt er da und hat einen Füllfederhalter in der Hand, links, oder in der Rechten, man weiß es nicht genau, ist ja auch egal, denn er versucht ja zu schreiben, nicht einfach irgendetwas, sondern einen Text, der die Menschheit revoluzinieren soll, schon viele Texte hat er gelesen, postmodern stand drüber, einfach waren sie alle, gemischt unter den Gattungen, die ihm offenbart wurden, viele postmoderne Autoren haben schon die wirrwitzigsten Stilmittel der letzten 500 Jahre genommen und in einen Topf geworfen, viel wirrer Kram wurde schon geboren - doch Uwe reicht das noch nicht, er will etwas besseres, er will neues, also setzt er den Füller an,
der Kopf ist nicht so wie die anderen Organe, der arbeitet anders, sagt Frau Schnabel, sie ist Biologielehrerin schon seit mindestens 50 Jahren, jedenfalls glaubt Uwe das, wenn er sich die faltigen Fettwülste ihres aufgedunsenen Nackens anschaut und dabei die kleinen Schweißperlchen beobachtet, die sachte schlängelnd dahinschmelzen und sich um Haar und Haar winden, den Weg suchen gemäß der Schwerkraft (Formelzeichen g oder G oder P oder was auch immer, ist das nicht irrelevant?) und schließlich mit einem plumps,
der Tintenklecks war schon entstanden, einfach und imposant leuchtet er, jedoch in seiner Leuchtkraft wie ein phosphoreszierender Körper abnehmend, das anfänglich sich in dem Kleks spiegelnde Gesicht von Uwe ist verzerrt als stünde er unter Schlägen,
die Hand fährt wieder in seine Haare, stürzt auf seinen Kopf, lässt der Energie freien Lauf und bewirkt das Klatschen, das man in der ganzen Klasse hören kann, Frau Schnabel schimpft keuchend, ächzend presst sie die Worte zwischen ihren fetten Lippen hervor, die Uwe niemals verstehen wird, das Gehirn spricht seine eigene Sprache, niemand kann sie aufschreiben, niemand anderes als man selbst kann sie verstehen,
die Sprache ist nur ein Hilfsmittel, sie umschreibt nur Gegenstände, sie ist nicht der Gegenstand, man sieht dies schnell an der Tatsache, dass Gegenstände die gleichen, ja fast selben Bezeichnungen haben können, jedoch auch manche Bezeichnungen mehrere Gegenstände beschreiben, Sprache ist also nur ein Ersatzmittel oder Hilfsmittel, um die Wirklichkeit zu beschreiben,
doch was in dem Kopf der Menschen vorgeht, ist seine eigene Wirklichkeit, Cogito ergo sum, ich denke also bin ich, Descartes, ist es also so leicht, die Wirklichkeit herzustellen, was ist die Wirklichkeit, er stützt sich bei diesen Worten auf die Lehne seines Lehrerstuhls, die im Philosophieraum sind irgendwie bequemer als die anderen Sessel - oder Stühle? man weiß es nicht genau, einige sind irgendwie ein Mischung aus beidem,
der Kleks mischt sich mit der tintenlösenden Mixtur aus dem weißen Stifte und ist nicht mehr zu sehen, doch Uwe weiß nichts mehr aus der Schule, er gilt als schlechter Schüler und deshalb beginn er den komplett bekloppten Versuch, die Gedanken, die ihn umgeben, in einer Sprache wiederzugeben, möglichst so, wie Gedanken sind, er macht sich erst gar nicht die Mühe, richtige Satzkonstrukte zu erstellen, ein Komma ist ein Komma, ein Komma ist ein Punkt mit einem Häkchen, Punkt oder Komma, ist doch egal, Uwe schreibt, schreibt, schreibt, ohne Punkt, Kommas lassen sich schneller schmieren, seine Gedanken, sie sind so wichtig, dass er nicht einen einfachen Satz bilden kann und so schreibt er sie alle auf, alle Eindrücke, alle Gedanken, alles hintereinander (man darf Gott danken, dass Uwe wenigstens Absätze benutzt hat), zu lesen ist das Ganze zwar nicht mehr, aber scheiß drauf, ich bin toll, ich habe ein neues Stilmittel entdeckt,
Ei der Daus, sprach der Orville zu seinem Bruder Wilbur Wright, als sie wieder einmal mit einem Luftschiff durch die Welt düsen, wir haben etwas neues entdeckt, leider ist ein Loch im Tank und wir haben ein Leck, ich weiß, sagt Wilbur, wir stürzen ab, die Geschichte ist hier wohl
aus.
Auch meine Rage findet einmal ihre Ruh. Ich weiß noch, wie man Sätze bauen kann und darf. Es ist gar nicht mal so schwierig! Ein paar einfache Grammatikregeln, meist lediglich Subjekt, Prädikat, Objekt müssen eingehalten werden - voilá!
Die Kuh macht "Muh".
Das Auto ist rot.
Fu ruft Fara.
Einfache Sätze, einfache Texte. "Billig", mag jetzt von einigen Klugscheißern kommen - doch halt!
Habt ihr die drei Beispielsätze verstanden? Ich für meinen Teil schon. Und jetzt betrachten wir noch einmal den Tellkamptext. (Ich spreche übrigens gerade und die ganze Zeit schon von "Der Schlaf in den Uhren").
Okay, nach dem dritten Lesen habe ich den Text auch zum größten Teil verstanden. Doch ich - ich bin vielleicht eine Ausnahme. Nicht jeder hat so ein gutes Textverständnis. Eingige brauchen fünf Durchläufe, andere (arme) Seelen gar zehn. Und wieder andere Leute verstehen den Text selbst nach dem einhundertsten Lesen nicht!
Meine Frage an die versammelte Menschheit (die mein Blog liest und sich bis hier durch den Buchstabensalat gekämpft hat) ist: Was bringt ein Text, in irgendeiner Art und Weise veröffentlicht, wenn man ihn nicht versteht?
Was ist der Sinn meines Blogs, wenn ihn keiner versteht?
Ich schreibe nicht für mich. Und wenn ich für mich schreibe, behalte ich es in meiner Schublade. Bei mir. Nicht für die Augen anderer bestimmt.
Doch ein Text, der veröffentlich wird? Es ist nicht die Schwierigkeit, die man haben muss, um den Text zu verstehen, die den Text gut macht.
Was ich damit sagen will, ist, dass ein (in meinen Augen - und jaaa, ich bin nicht unfehlbar und unglaublich erkennend und wissend) Text durch seine einfache Verständlichkeit und dennoch einer fantastischen Informationsdichte, auf welcher Ebene auch immer, gut wird.
Ich lese es, ich verstehe es - was will ich mehr? Was will der Autor mehr? Ein Ziel des Autors ist es vielleicht, verstanden zu werden. Oder ist es das Hauptziel? Was bringt (mir) dieser Blogeintrag, wenn ihr, meine treuen Leser, ihn nicht versteht? Ganz einfach:
Nichts.
Denn ich schreibe dies hier nicht für mich.
Fazit:
Sehr geehrter Herr Tellkamp. In den letzten drei Worten vor dem Punkt (das ist das runde Ding) habe ich drei Male Doppelbuchstaben verwendet. In meinem Kopf schwirren noch ca. 30.000 Kommas, die eingesetzt werden wollen. Und doch kann ich diesen Drang unterdrücken. Auch den, total irrelevante Informationen in meinen Text einzubauen (oder doch nicht?).
Ihr Text ist nicht schlecht, nicht anspruchslos. Sie haben viele Ebenen benutzt, eine ansehnliche Menge an Informationen vermittelt, sogar noch vieles mehr. Nein, anspruchslos ist Ihr Text nicht.
Aber falsch.
Man schreibt keinen Text so bescheuert, dass man sich einen Knoten in den Kopf machen muss, um ihn zu verstehen! Ihre Kugel ist etwa 50 Millionen astronomische Einheiten am Ziel vorbeigeschossen und im Sumpf versunken. Lesen Sie noch einmal Kinderbücher. Dann erfahren Sie, was verständlicher Stil ist. Und wo wir schon einmal dabei sind: Lesen Sie die Bücher laut. Denn das Vorlesen ist nicht ihre Stärke. Überhaupt nicht. Sowieso hatten Sie einfach sehr, sehr viel Glück.
Denn es gibt immer Menschen auf der Welt, die einen wirren Geschmack haben. Vielleicht haben die sich aber auch nur an einer Pizza verbannt. Oder an einer Wurst im Schlafrock, direkt vom Grill? Und dann sind da noch solche, die sich Dinge nur einbilden. Zum Beispiel einen grandiosen Schreibstil. Doch mit Können haben Ihre Texte nicht viel am Hut.
Und so bleiben Sie im Endeffekt wahrlich nur der Trüber der Geschmäcker - der Glückspilz im Schlafrock.
A.d.A.: Und Sie, lieber Blogbetrachter, lesen Sie auch: Wie man einen Landesbeauftragten und seine Kollegen auf der Suche nach einem Text für das Deutschabitur rechtzeitig erschießt.