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Are you trve yet? - Prologue
Posted by Tim E.
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Sonntag, August 02, 2009
*klick*
Meistens ist dies der Anfang. Man klickt auf einen kleinen Link und wird zu einer Achterbahnfahrt eingeladen, die manchmal ein schwerwiegendes Ende nehmen kann. Dies muss nicht unbedingt negativ sein, soll eher jedoch deutlich machen, dass hinter einem scheinbar harmlosen Klick eine Aktion stehen kann. Vielleicht auch eine Große.
Und so klickt der gute Junge bei einer seine Lieblingsbands, sagen wir einmal, dass es 'Schandmaul' sei, auf die Website und sieht dort, dass sie dieses Jahr auf dem sogenannten "Wacken Open Air" spielen werden.
"Cool, meine Band spielt auf einem Festival! Das muss ich natürlich sehen!"
Da unser Beispielsjunge nur wenig beschränkt, jedoch nicht strunzendumm ist, schafft er es auch tatsächlich, ein Line-Up des W:O:A 09 in die Finger zu bekommen. Und da fällt ihm dann auch auf, dass 'In Extremo' ebenso spielt, die meinetwegen auch zu seinen Lieblingsbands gehört.
Und da unser Freund schon einmal in einem Park mit Freunden und Musik gegrillt und Alkohol getrunken hat, sowie mal beim Bauen-Ernte-Dank-Lümmel-Fest einer Blaskapelle zugehört hat, die auf einer 2x3-Meter-Bühne gespielt haben, kauft er sich ein W:O:A-Ticket, schultert ein Zelt (denn er hat auch erfahren, dass man da zelten muss) und schuht los.
Sollte es nicht "stiefeln" heißen, anstatt "schuhen"?
Die Antwort ist eindeutig: Ja.
Und genau das ist das Problem.
---Dinge, die man auf einem Festival wie dem W:O:A beachten bzw. vermeiden sollte---
"Festivaltaugliches Schuhwerk wird empfohlen."
Und das sind EBEN NICHT Chucks von Converse oder Norris, Turnschuche, Halbschuhe, Hochhackiges o.Ä. Denn es gibt zwei entscheidende Punkte, die euch das Festival zu der größten Qual machen können.
- Erde + Wasser + Menschenmassen, die trampeln = MATSCH!
Und eines darf man sagen: Wacken ist berühmt für seinen Matsch. Und das wird unser Chucks-tragender Jüngling auch erfahren, wenn er bis zu dem Schienbein in gutem Schlamm steht. Und versinkt. - Gute Musik + Alkohol + Menschen = Ausgelassene Laune = PARTEY!
Und die Party ist in der Menschenmenge für den Chucks-Träger immer gleich: Jemand springt ihm bester Laune mit einem sanften, wohltuenden *knack* mit der Ferse und harter Sohle auf die Zehen. Das war es dann wohl mit dem Feiern. Ende im Schacht. Lampe aus und Ruhe.
Doch was ist der festivaltaugliche Schuh?Die Antwort ist leicht. Wer zum Festivalgelände stiefeln möchte, benötigt... Stiefel!
Mein Tipp: Zum nächsten BW-Shop schuhen, sich ein Paar Kampfstiefel in passender Schuhgröße aussuchen (gerne mit Stahlkappe und nicht nur gehärtetem Leder), die Dinger 2 Wochen einstiefeln und das Festival genießen.
Nun, unser Medieval-Fan, ich nenne ihn mal Siegfried, hat sich also Stiefel gekauft und steht in einer schicken Meute, die Schandmaul bejubeln. Siegfried hat auch schon gut gesoffen, tanzt und wedelt mit den Armen, als er auf einmal von hinten angestubst wird. Nicht oft. Vielleicht 3 Mal.
Er denkt sich vielleicht, sofern er noch denken kann, dass er weniger exzessiv tanzen solle. Oder er bildet sich ein, dass jemand ihm zeigen möchte, dass er den ausgelassenen Tanzsstil mag.
Aber über was auch immer sich Siegfried gerade den Kopf zerbricht, zerbricht auch der Crowdsurfer Siegfrieds Kopf.
Das ist nicht metaphorisch zu verstehen.
Crowdsufer, der: Ein Besucher eines Festivals, der sich von anderen Fans bei dem Spielen einer Band hochheben und von der Fangemeinde bis zur Bühne "durchreichen" lässt. Er schwebt also förmlich über der Menge.
Doch da Siegfried zur Band - sprich nach vorne - schaut und der Crowdsurfer von hinten kommt, wird letzterer nicht gesehen. Und sollte dort nun ein 90-kg-Metalhead angekrault kommen, so benötigt es vieler Hände, um das Gewicht gleichmäßig zu verteilen und den armen Kerl nicht untergehen zu lassen. Und aus diesem Grunde wurde Siegfried angestubst. Damit er sich umdrehen und seinen Teil zum Spaß anderer beitragen kann. Und damit ihm keiner auf den Kopf fällt.
DO
- Auf Antippen mit Umdrehen reagieren und Crowdsurfern surfen helfen.
- Ab und an von alleine umdrehen und sich einen Überblick verschaffen, wer da gerade auf einer Welle angeritten kommt.
- Leute anstubsen, wenn ein Crowdsurfer da ist. Ruhig zu früh, als zu spät.
DON'T
- Crowdsurfer "schubsen"oder "schleudern", sodass sie ein Stückchen fliegen. Dadurch fallen sie in 90% der Fälle auf eine Menge Zuschauer, die noch nicht auf den Surfer vorbereitet waren. Dies tut somit sowohl dem Surfer weh, der meistens kopfüber in die Menge kracht, als auch der Menge, die von einem beschleunigten Kopfspringer begraben wird.
- Mithelfen, wo es geht. Und sei es auch nur der Unterarm, der gehalten wird. Oder der Fuß. Besonders letzterer ist wichtig. Nicht aufgrund des Gewichts, sondern eher, damit der meist dreckige Stahlkappenstiefel durch das Auf und Ab der Wellen nicht jemanden versehentlich am Kopf trifft.
DON'T
- "Sitzend" getragen werden, die Körpermasse kann nicht mehr verteilt werden und die Auflagefläche ist zu klein, man fällt runter.
- Rumzappeln, das macht es viel zu schwierig, den Surfer oben zu halten und nicht selber umzufallen.
Nun, Sina oder Siegfried kommt unbeschadet und angezogen ganz vorne an, wird von Security-Mitarbeitern aus der Menge gefischt und aufgefordert, in die Menge zurückzukehren. Schön und gut, doch hat Siegfried leider seine Kumpels in dem Getümmel verloren. Was nun?
DO
- Einen Treffpunkt ausmachen, falls man sich verliert und gerade nicht immer 1,20 € oder mehr für SMS des Anbieters seiner Wahl ausgeben will. "Pommesbude neben dem Partystageeingang" oder "Hinter der Behindertentribüne" klingt doch ganz gut. Und das findet man auch. Und dann auch sich.
Meine Augen fallen zu. Ich habe so lange mit meinem Wanderrucksack auf Bus und Bahn gewartet, dass mein Rücken schmerzt und ich kleine Blutergüsse an den Schultern habe. Keine große Sache, sieht aber doof aus. Geschlafen auf einem Schlafsack ohne Unterlage habe ich mich trve an den harten Erdboden geschmiegt, in der Morgensonne im Zelt gebrutzelt und mich dann der lauten Musik, den langen Märschen vom Lager zum Festivalgelände und der tobenden Meute ausgesetzt.
Ganz nach Metal-Art habe ich 5 Tage lang nicht geduscht, obwohl ich jeden Tag geschwitzt habe wie ein Arbeiter auf dem Bau, mich der Schweinegrippe hingegeben und einfach mal gefeiert.
Wenn ich einen klaren Kopf hätte, würde ich sicherlich noch mehr schreiben können, was mich an den Leuten aufgeregt hat. Dieses Jahr waren besonders viele Penner dabei...
Doch nun möchte ich einfach nur noch in mein Bett fallen.
Metal hin oder her...
... und wenn ich auch die Musik laut anlasse, während ich mich in meine Kissen mummel.